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1000jähr. Nosen stock.
Gern weilte er int Sachsenwalde, der sich weit über das heutige Hildesheim hinaus
erstreckte, auf der Jagd. Die Bewohner des Landes waren zum großen Teil noch
Heiden. Hier verirrte sich der Kaiser einst in dem dichten Gestrüpp und gelangte
anch vor dem Anbruche der Nacht nicht wieder zu seinem Gefolge. Nachdem er
sich dem Schutze der Gottesmutter empfohlen hatte, legte er sich im weichen Grase
zum Schlummer nieder. An einem wilden Rosenstranche hatte er seine Waffen
und sein Reliquiengefäß aufgehängt. Im Traume erschien ihm die allerseligste
Jungfrau Maria. Sie versprach ihn, allezeit Hilfe und Schutz, verlangte aber von
ihm, er solle ihr hier im Lande der heidnischen Sachsen ein Gotteshaus erbauen.
2.Kreis: Der Heimatsort.
(Die Stadt Hildesheim.)
1. Der Dom.
1. Sage von der Gründung des Domes.
Bor mehr als 1000 Iahren regierte in Deutschland Kaiser Lndwig der
Fromme. Er war der Sohn Karls des Großen, des mächtigen Frankenkaisers.
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Karls Frankenkaisers
Extrahierte Ortsnamen: Hildesheim Sachsen Hildesheim Deutschland
Vorwort.
Die Geschichte der Lande Hannover und Brannschweig ist identisch mit
der des welsischen Hauses. Zwar hat dieses nach eine Vorgeschichte,
die in Süddeutschland und Italien spielt, und der Volksstamm
der alten Sachsen im nordwestlichen Deutschland konnte bis gegen
das Jahr 1100 unter seinen edlen Geschlechtern das der Welfen
noch nicht mit anszählen. Erst damals traten sich beide näher; als
aber bald darauf alle die mächtigsten und edelsten Familien der
Sachsen, eine nach der andern, in dem Geschlechte der Welfen
ansgingen, eben so wie sich die kleinen Gewässer in den Haupt-
strom eines Landes ergießen, da ward die Vereinigung der neuen
Herrschersamilie mit dem Volke eine durch und durch nationale,
unabänderliche, und für alle Zeiten geschlossene. Ans ihr sind
alle diejenigen Ereignisse hervorgegaugen, welche in ununterbroche-
nem Gange uns, wie wir dastehen, Fürst aut) Volk, zu den heu-
tigen Zuständen geführt haben.
Eine innigere Vereinigung kann nun schon aus dem Grunde,
weil sie länger als 750 Jahre bestanden, kaum gedacht werden
und die Geschichte der europäischen Staaten vermag schwerlich noch
ein zweites Beispiel dieser Art nachzuweiseu.
Beide, Welfen und Sachsen, Fürsten und Volk, haben während
jener langen Zeit, wie das nicht anders sein kann, viel zusammen
durchgclebt. Kaiser und Reich und andere zur Zeit mächtige Für-
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Sachsen Deutschland Sachsen Sachsen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
an seinem eigenen Vater verschuldet hatte, bitter genug ver-
galten.
Nachdem Ludwig der Deutsche und seine drei recht-
mäßigen Söhne gestorben waren, siel zwar Deutschland wie-
der an Karl den Dicken, König von Frankreich und rö-
mischen Kaiser zurück, der alle Staaten Karls des Großen
von neuem unter seinem Scepter vereinigte. Seiner Un-
fähigkeit wegen wurde aber diesem schwachen Regenten von
den Deutschen der Gehorsam aufgekündigt, und Arnulf,
Herzog von Karnthen, ein unechter Enkel Ludwigs des
Deutschen, zum Könige gewählt. Von jener Zeit an blieb
Deutschland auf immer von Frankreich getrennt (888).
18. Raubzüge der Normanner vom Jahr
843 an.
Danemark, Schweden, Norwegen und die Nordländer
überhaupt, waren im neunten Jahrhundert und schon frü-
her von kriegerischen Völkern bewohnt, die mehr Gefallen
an Jagd und Kämpfen, als an dem Anbau ihres kalten
und undankbaren Landes fanden. Man nannte sie Nor-
manner (Nordmanner), weil sie diese nördlichen Gegen-
den bewohnten. Sie benutzten den Holzreichthum ihrer al-
ten Wälder, bauten sich eine große Menge Ruderschiffe mit
zwei Segeln, und fuhren damit längs dem Seegestade auf
Raub aus. Die ansehnlichsten dieser Fahrzeuge faßten ge-
gen hundert Mann mit den nöthigen Vorrathen an Zwie-
back, Käse, geräuchertem Fleische und Bier. So ausgerü-
stet, steuerten diese Krieger mit ihren zahlreichen Flotten an
der Küste hin, liefen in die Flüsse ein, wenn sie keinen Wi-
derstand fanden, sielen über die Dörfer und Meierhöfe mit
der Wildheit reißender Thiere her, raubten und plünderten,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl Karl Karls Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Schweden Norwegen
1879 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
Autor: ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
146. München.
167
die Ebene schauen die riesigen Thürme der Frauenkirche mit
ihren seltsam geformten Kuppeldächern. Die Umgebung der
Stadt gegen Westen und Norden ist reizlos, eintönig, ja
theilweife selbst öde, da weite Moorflächen sich fast bis ans
Weichbild der Stadt hinziehen. Um so schöner ist die Gegend
von München gegen Süden das Jsarthal aufwärts. Kaum
eine Stunde oberhalb München entfaltet sich ein an die
Alpenthüler erinnerndes Landschaftsbild, wie man es nicht
leicht in der Nähe einer Großstadt finden wird. Und eine
Großstadt ist das heutige München. Sein rasches Aufblühen
in den letzten fünfzig Jahren hat es dem Könige Ludwig I.
zu verdanken, den man deshalb den zweiten Gründer der
Stadt nennen darf. Der erste war bekanntlich der Welfe
Heinrich der Löwe. Dieser zerstörte die dem Bischöfe von
Freising gehörige Brücke bei Föhring, etwa eine Stunde
unterhalb München, wo die alte Salzstraße über die Isar
führte, legte eine neue an der Stelle des heutigen München an,
gründete daselbst eine Salzhalle, eine Zoll-, später auch eine
Münzstätte, und umgab die Siedlung mit Mauer und Graben,
um's Jahr 1158. Zwar verklagte Bischof Otto von Freising
den Welfenherzog beim Kaiser Friedrich Barbarossa,' aber
damals stand Heinrich bei diesem noch in hoher Gunst, und
des Bischofs Klage blieb erfolglos. Zu größerer Bedeutung
gelangte München, als nach der Theilung Bayerns in Ober-
und Niederbayern (1255) Ludwig der Strenge seinen Sitz
dorthin verlegte. Kaiser Ludwig der Bayer war der Stadt
wegen der Treue, die deren Bürger ihm erwiesen, besonders
zugethan und bestrebt, sie groß und reich zu machen. Auch
alle späteren Herrscher trugen zu ihrer Erweiterung und
Verschönerung bei, und so ist sie stetig gewachsen bis auf
den heutigen Tag.
Ein Münchener aus dem vorigen Jahrhunderte würde
seine Vaterstadt kaum wieder erkennen. Wo sonst Wälle
und Gräben und düstere Festungsmauern die Stadt einengten,
da erfreuen uns große freie Plätze mit schönen Anlagen; wo
ehedem eine öde, mit magerem Grase und Ginster bewachsene
Heide sich hinzog, breiten sich geräumige, luftige Straßen
aus, erheben sich prachtvolle Thore, glänzende Paläste,
majestätische Tempel. Die freien Plätze sind mit ehernen
Standbildern geschmückt, gewidmet den bedeutenden Regenten,
Kriegshelden, Staatsmännern und Gelehrten, die in ver-
schiedenen Jahrhunderten in Bayern gewirkt haben.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_I. Heinrich_der_Löwe Heinrich Otto_von_Freising Otto Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich Heinrich Ludwig Ludwig_der_Bayer Ludwig
117
Ler. Das Himmelslicht ist mit düstern Schneewolken gedämpft;
es rieselt kalt und naß herab; es droht unheimlich, und kalte
Stürme peitschen die Wolken. Dann ist's in den Haiden schauer-
lich, und wen der Wind treibt und der Schnee ereilet, und er
hat den Weg verloren und sucht nach einem Obdach, das er nicht
weiß, und die Nacht kommt über ihn, dem sei Gott barmherzig!
13. Was die Askanier der Mark gewesen.
Das war eine segensreiche Zeit für die Mark, als die Mark-
grafen aus dem Geschlecht der Anhaltiner oder Askanier re-
gierten. Nicht volle zwei Jahrhunderte waren Von Albrecht dem
Bären bis zu Waldemars Tode vergangen. Aber wie ganz an-
ders war es in dieser Zeit in dem Lande geworden, als es ehe-
dem darin aussah! — Wo die Askanier zwischen Moor und See'n,
in den Brüchen und in dem Sande nur wendische Blockhäuser
und Lehmhüttten gefunden hatten, da bauten sie reiche und schöne
Klöster, Kirchen mit gewaltigen Thürmen von Granitquadern und
gebrannten Mauersteinen, so schön, daß wir sie noch jetzt bewun-
dern; da erstanden Städte, deren Handel bis über die Meere
ging. Die Flüsse waren von reichbeladenen Kähnen belebt, die
Straßen von Wagen und Karren mit Kaufmannsgütern. Die
Wälder wurden gelichtet, die Moorbrüche getrocknet. Die Kolo-
nisten aus Friesland, Holland und vom Rheine, die in's Land
gerufen wurden, verwandelten die Sandhaiden in Gärten und die
kahlen Höhenzüge in liebliche Weinberge.
Mit solcher Thätigkeit wuchs auch die Macht der Askanier.
Nördlich erstreckte sich ihr Reich bis Danzig und bis an die Ufer
der Ostsee, südlich umfaßte es die Lausitz, und war ein gefürch-
teter und geachteter Nachbar dem Böhmenreiche. Auch über die
Elbe hin reichte ihr Besitzthum; denn gen Mitternacht umspannte
es die Altmark, gen Mittag manche reiche Grafschaft in den säch-
sischen Gauen. — Und wie die Askanier auf ihr Recht festhielten
im eigenen Lande und mit starker Hand sich wehrten gegen Je-
dermann männiglich, so war auch ihr Ansehen groß im deutschen
Reiche. In allen schwierigen Fällen schaute man auf sie, und ihr
Wort gab oft die Entscheidung. — Und ob sie so mächtig waren,
so trotzten sie doch nicht auf ihre Waffen und Mauern und Bur-
gen; und ob sie so herrlich waren unter den Edlen und Fürsten,
so überhoben sie sich doch dessen nicht. —
Aber wie ein Blumenfeld, das zu früh aufschießt im Jahre,
und der Winter kommt wieder, und Schnee und Frost begraben
die bunte Pracht; so ging das herrliche Fürstengeschlecht unter.
So reich es war an ritterlichen Prinzen, an weisen Männern, an
tüchtigen Herrschern, an glücklichen Feldherrn, an edlen Frauen
und schönen Fräulein, um so reichere Ernte hatte der Tod.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Friesland Holland Rheine Danzig Ostsee
146. München.
167
Stadt gegen Westen und Norden ist reizlos, eintönig, ja
teilweise selbst öde, da weite Moorflächen sich fast bis ans
Weichbild der Stadt hinziehen. Um so schöner ist die Gegend
von München gegen Süden das Jsarthal aufwärts. Kaum
eine Stunde oberhalb München entfaltet sich ein an die
Alpenthäler erinnerndes Landschaftsbild, wie man es nicht
leicht in der Nähe einer Großstadt sinden wird. Und eine
Großstadt ist München. Sein rasches Aufblühen in den
letzten fünfzig Jahren hat es dem König Ludwig I. zu ver-
danken, den man deshalb den zweiten Gründer der Stadt
nennen darf. Der erste war bekanntlich der Welfe Heinrich
der Löwe*). Dieser zerstörte die dem Bischöfe von Freising
gehörige Brücke bei Föhring, etwa eine Stunde unterhalb
München, wo die alte Salzstraße über die Isar führte,
legte eine neue an der Stelle des heutigen München an,
gründete daselbst eine Salzhalle, eine Zoll-, später auch eine
Münzstätte, und umgab die Siedlung mit Mauer und Graben
ums Jahr 1158. Zwar verklagte Bischof Otto von Freising
den Welfenherzog beim Kaiser Friedrich Barbarossa; aber
damals stand Heinrich bei diesem noch in hoher Gunst, und
des Bischofs Klage blieb erfolglos. Zu größerer Bedeutung
gelangte München, als nach der Teilung Bayerns in Ober-
und Niederbayern (1255) Ludwig der Strenge seinen Sitz
dorthin verlegte. Kaiser Ludwig der Bayer**) war der Stadt
wegen der Treue, die ihre Bürger ihm erwiesen, besonders
zugethan und bestrebt, sie groß und reich zu machen. Auch
alle späteren Herrscher trugen zu ihrer Erweiterung und
Verschönerung bei, und so ist sie stetig gewachsen bis auf
den heutigen Tag.
Ein Münchener aus dem vorigen Jahrhundert würde
seine Vaterstadt kaum wieder erkennen. Wo sonst Wälle
und Gräben und düstere Festungsmauern die Stadt einengten,
da erstellen uns große freie Plätze mit schönen Anlagen; wo
ehedem eine öde, mit magerm Grase und Ginster bewachsene
Heide sich hinzog, breiten sich geräumige, luftige Straßen
aus, erheben sich prachtvolle Thore, glänzende Paläste,
majestätische Tempel. Die freien Plätze sind mit ehernen
Standbildern geschmückt, den bedeutenden Regenten, Kriegs-
helden, Staatsmännern und Gelehrten gewidmet, die in ver-
schiedenen Jahrhunderten in Bayern gewirkt haben.
*) Stach 1158. •*) Starb 1347,
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146. München.
167
Stadt gegen Westen und Norden ist reizlos, eintönig, ja
teilweise selbst öde, da weite Moorflächen sich fast bis ans
Weichbild der Stadt hinziehen. Um so schöner ist die Gegend
von München gegen Süden das Jsarthal aufwärts. Kaum
eine Stunde oberhalb München entfaltet sich ein an die
Alpenthaler erinnerndes Landschaftsbild, wie man es nicht
leicht in der Nähe einer Großstadt finden wird. Und eine
Großstadt ist München. Sein rasches Aufblühen in den
letzten fünfzig Jahren hat es dem König Ludwig I. zu^ver-
danken, den man deshalb den zweiten Gründer der Stadt
nennen darf. Der erste war bekanntlich der Welfe Heinrich
der Löwe*), Dieser zerstörte die dem Bischöfe von Freising
gehörige Brücke bei Föhring, etwa eine Stunde unterhalb
München, wo die alte Salzstraße über die Isar führte,
legte eine neue an der Stelle des heutigen München an,
gründete daselbst eine Salzhalle, eine Zoll-, später auch eine
Münzstätte, und umgab die Siedlung mit Mauer und Graben
ums Jahr 1158. Zwar verklagte Bischof Otto von Freising
den Welfenherzog beim Kaiser Friedrich Barbarossa; aber
damals stand Heinrich bei diesem noch in hoher Gunst, und
des Bischofs Klage blieb erfolglos. Zu größerer Bedeutung
gelangte München, als nach der Teilung Bayerns in Ober-
und Niederbayern (1255) Ludwig der Strenge seinen Sitz
dorthin verlegte. Kaiser Ludwig der Bayer**) war der Stadt
wegen der Treue, die ihre Bürger ihm erwiesen, besonders
zugethan und bestrebt, sie groß und reich zu machen. Auch
alle späteren Herrscher trugen zu ihrer Erweiterung und
Verschönerung bei, und so ist sie stetig gewachsen bis auf
den heutigen Tag.
Ein Münchener aus dem vorigen Jahrhunderte würde
seine Vaterstadt kaum wieder erkennen. Wo sonst Wälle
und Gräben und düstere Festungsmauern die Stadt einengten,
da erfreuen uns große freie Plätze mit schönen Anlagen; wo
ehedem eine öde, mit magerm Grase und Ginster bewachsene
Heide sich hinzog, breiten sich geräumige, luftige Straßen
aus, erheben sich prachtvolle Thore, glänzende Paläste
majestätische Tempel. Die freien Plätze sind mit ehernen
Standbildern geschmückt, den bedeutenden Regenten, Kriegs-
helden, Staatsmännern und Gelehrten gewidmet, die in ver-
schiedenen Jahrhunderten in Bayern gewirkt haben.
*) Starb 1158. **) Starb 1347.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 237 —
nete man im Mittelalter die nordöstlichen Grenzmarken des Deutschen
Reichs von der mittleren Elbe und unteren Havel bis zur Oder, welche
die Deutschen in der Zeit der sächsischen und salischeu Kaiser in
schweren und hartnäckigen Kämpfen den seit der Völkerwanderung dort
seßhaften slawisch-weudischeu Stämmen der Heveller und Milzen wieder
abgerungen hatten. Jahrhunderte hindurch standen Deutsche und
Slawen an der Elbe feindselig einander gegenüber, ähnlich wie in noch
früherer Zeit Germanen und Römer an den Ufern des Rheinstroms.
Da ist keine Scholle in der Mark, die nicht mit dem Blute der Krieger
getränkt worden wäre, und der Adler im braudeuburgischeu Wappen
trägt nach der Volkssage nur deshalb die rote Farbe, weil die Mark
Brandenburg durch Ströme Blutes dem Reiche gewonnen wurde. End-
lich gelang es dem Grafen Albrecht von Ballen st edt, genannt „der
Bär", ans dem edlen Geschlechte der Askanier — so genannt nach
ihrer Burg Aschersleben oder Asearia im Harzgebirge —, für die
Dauer eine christlich-deutsche Herrschaft östlich der Elbe zu begründen.
Die alte wendische Trutzseste Brennabor, um welche öfters die Wogen
des Kampfes gebrandet hatten, war es, die dem eroberten Lande ihren
Namen gab. Kaiser Konrad Iii. erklärte das Land zu einem Reichs-
sürstentum und verband mit der Würde der Markgrafen von Branden-
bürg, die im Hause der Askanier erblich wurde, zugleich das Amt des
Erzkämmerers im Heiligen Römischen Reiche (1142).
Mit tiefem sittlichen Ernste erfaßten die Askanier ihre Aufgabe,
das den Heiden abgerungene Land durch die Bande christlich-dentscher
Bildung immer enger mit dem Reiche zu vereinigen. Johanniter und
Tempelritter, die bereits Albrecht bei der Rückkehr von einem Kreuz-
zuge in die Mark eingeführt und daselbst reichlich mit Landbesitz aus-
gestattet hatte, dienten ihnen als Stützen bei dem weiteren Vordringen
gegen Osten. Fromme Mönche vom Cisterzienserorden gründeten Klöster
und geistliche Schulen als Pflanzstätten des Christentums und betrieben
auf den Vorwerken ihrer Klöster eine Musterwirtschast des Landbaus.
Ernst und düster, aber nicht ohne eigentümliche Reize war das
Bild der märkischen Landschaft in der Zeit der askanischen Fürsten.
Dichte Kieferwaldnngen wechselten mit weiten, undurchdringlichen
Sumpf- und Moorstrecken. Trägen Laufes durchzogen die Flüsse
zwischen niedrigen Ufern die gleichförmige Fläche, hier mit einem Netze
von Armen, Inseln und Brüche umschlingend, dort zu Seebecken sich
erweiternd. Da und dort erhoben sich indessen ans dem Sumpflande
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Ballen Albrecht Konrad_Iii Konrad Albrecht Ernst
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Derlor und an einer Reihe mittelmäßiger Berge endigte. Die Gegend war mit
langen Alleen von Eichen und Birken durchzogen, lachend und frisch. An den
Abhängen weideten zahlreiche Heerden ; die Bergrücken kränzte ein dichter Tannen-
wald. Als ich mich langsam dem Gebirge näherte, vernahm ich die sanften Klänge
einer Menge Glocken, mit welcher die Rinderheerden versehen waren, die am Fuße
des Berges weideten. Es hatte die Nacht hindurch geregnet; jetzt schien die Sonne
warm: eine dicke Dampfwolke entschwebte dem Tannenhaine und würzte die Luft
mit frischem Wohlgeruch. Der nächtliche starke Regen hatte das Harz der Tan-
nen aufgeweicht, und die Sonnenstrahlen erhitzten dasselbe zu auflösender Gährung.
Der ganze Wald glich einem angezündeten Rauchfasse. Wenige Schritte weiter
tauchte vor meinen Blicken eine gethürmte, mit Schiefer gedeckte Stadt ans; lang
hingedehnt, von einer Mauer umfaßt, machte sie in ihrer schwarzen Bedachung
den Eindruck eines geräumigen, mit riesigen Leichensteinen besetzten Kirchhofs und
erfüllte mich mit unbeschreiblicher Wehmuth. Keine so wundersame, einzige, ihrer
Lage widersprechende Stadt hatte ich bisher noch gesehen. Es war mir, als wan-
delte ich dem Grabe einer großen, berühmten Vergangenheit zu; Erinnerungen
an längst entschwundene Tage erstanden vor meiner Seele."
Goslar, die einst so blühende, weit geehrte Stadt, in welcher Heinrich I.
einen Palast erbauete, von wo ans Otto I. Deutschland regierte, die Kaiser Kon-
rad Ii. durch eine Mauer und der hier geborene Heinrich Iv. durch 128 Thürme
gegen die Raubschlösser des Harzes schützte; das gewerbthätige Goslar, dessen
Glocken und Kanonen weithin verlangt wurden, und der Urkunden den stolzen
Beinamen der reichsten Stadt Sachsens beilegten: es ist jetzt eine stille, arme,
menschenleere Stadt, welcher von dem großen Reichthnme und Glanze früherer
Zeiten nichts geblieben ist, als die schöne Lage in einer reizenden Gegend.
Sind Braunschweig und Lüneburg wegen der trotzigen Stellung merkwürdig,
welche sie der fürstlichen Macht gegenüber einnahmen; treten uns in Hildesheim
und Osnabrück alte ehrwürdige Bischofssitze entgegen: so ist Goslar, die Kaiser-
stadt, die Mutter des Harzischen Bergbaues, nicht nur ans das engste mit der Ge-
schichte unserer ältesten, gewaltigsten Kaisergeschlechter verknüpft, sondern sie ist
auch die einzige hannoversche Stadt, welche sich zu einer freien Stadt des Reiches
erhoben und sich in dieser Stellung bis in unser Jahrhundert hinein behauptet hat.
Nach der Sage soll Heinrich der Finkler, als er noch Herzog von Sachsen
war, in der Nähe der Stadt bei einer Mühle ein Jagdhaus gehabt haben. Drei
nahe an einander gelegene Ortschaften soll er vereinigt und mit Mauern und
einem Graben zum Schutze gegen räuberische Einfälle umgeben haben.
Otto I. vergrößerte die aufblühende Stadt und unter ihm und Kaiser Hein-
rich Ii. kamen Bergleute aus Franken, welche sich auf dem höher gelegenen Theile
der Stadt, der noch heute den Namen Frankenberg trägt, ansiedelten und den
Bergbau im Rammelsberge einrichteten.
Unter Heinrich Iii. blühte die Stadt mächtig auf. Im Jahre 1054 sah sie
die glänzende Reichsversammlung, auf welcher der dreijährige Sohn des Kaisers,
der nachmalige Heinrich Iv., zu dessen Nachfolger erwählt wurde. Jmjahre 1056
kam sogar der Papst Victor Ii. hierher. Heinrich Iii. zog mit dem heiligen Vater
darauf gen Bodfeld und starb dort plötzlich. Sein Herz wurde in dem neuen
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Otto_I. Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_der_Finkler Heinrich Otto_I. Frankenberg Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Victor_Ii Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Goslar Deutschland Goslar Sachsens Hildesheim Goslar Sachsen